Eine Dissertation, die viele Lösungsansätze für das Überleben des Hamsters im Elsass eröffnet
18 mai 2017Am Freitag, den 28. April 2017, verteidigte Mathilde Tissier, Doktorandin am multidisziplinären Institut Hubert-Curien der Universität Straßburg, nach drei, von den Forschern Caroline Habold und Yves Handrich betreuten Studienjahren ihre Dissertation mit folgendem Titel: „Bewertung der ernährungsphysiologischen Qualität verschiedener Anbauten und Verbreitung von Prädationsschutzvorrichtungen im Rahmen der Wiederherstellung des Lebensraums des Feldhamsters (Cricetus cricetus) und der Wiederverbindung der Populationen.“ Sie wurde von der Jury gelobt und erlangte ihren Doktorgrad. Zurück zu ihrer Arbeit.
Die Dissertation konzentrierte sich auf zwei Ziele:
1) Verbesserung des Lebensraums des Feldhamsters auf Grundlage einer umfassenden Erhebung des Vorhandenen durch Erprobung der vielversprechendsten landwirtschaftlichen Praktiken und deren Auswirkungen auf die Biologie der Tierart. Tatsächlich zeigt das demografische Modell von Leirs (2002), dass nur eine Steigerung seines Fortpflanzungserfolgs seine Populationen in Westeuropa nachhaltig stabilisieren kann. Nun wird der Fortpflanzungserfolg aber nicht nur durch die Nahrungsaufnahme vor dem Winterschlaf, sondern auch während der Trächtigkeit und Milchabsonderung der Weibchen und des Wachstums der Jungen bestimmt (Franceschini-Zink & Millesi, 2008).
2) Wiederverbindung der Populationen. Die Fragmentierung des Feldhamsterlebensraums ist auf zwei verschiedene Phänomene zurückzuführen: Intensivierung einer industriellen Landwirtschaft und inhärente Fragmentierung der für sein Überleben günstigen Zonen (Nahrungsaufnahme/Prädation). Galoppierende Urbanisierung und die damit verbundene Infrastruktur verstärken noch mehr die Trennschottung der Populationen. Um etwas gegen die hohe Dichte der Straßen im Elsass zu tun, wurden einige von ihnen für die wildlebenden Tiere mit Durchlässen ausgestattet, die sowohl von den kleinen Fleischfressern als auch vom Feldhamster benutzt zu werden scheinen. Die Funktionalität dieser Durchlässe kann beeinträchtigt werden, wenn es ein erhöhtes Prädationsrisiko bei der Durchquerung gibt.
Ziel und Ansätze dieser Dissertation waren daher doppelt:
- Der erste Teil zielte darauf ab, in Gefangenschaft oder Halbgefangenschaft zu erkunden, welche Pflanzen dem Hamster optimalen Winterschlaf und besseren Fortpflanzungserfolg ermöglichen würden, und dies in Abhängigkeit von der Qualität der in der Naturumgebung möglichen Nahrungsmittelversorgung während des kompletten Ablaufs des Fortpflanzungszyklus.
- Der zweite Teil dieser Dissertation beschäftigte sich mit der Bewertung der Prädationsschutzvorrichtungen bei Querung der Wilddurchlässe durch die Hamster. Die Vorrichtungen wurden dann Tests in einer semi-natürlichen Umgebung unterzogen und anhand einer umfassenden Videoüberwachung bewertet. Parallel dazu wurden Hamster in einen Gehege freigelassen, um experimentell Begegnungen mit verschiedenen Fressfeinden (Katze, Fuchs, Frettchen) herbeizuführen.
In jenen 3 Forschungsjahren innerhalb des LIFE Alister-Projekts wurden insgesamt elf Studien durchgeführt.
Der erste Teil der Dissertation über die Nahrungsaufnahme hob die wesentliche Funktion der Wahl der Anpflanzungen im Kampf gegen das Aussterben des Feldhamsters hervor. Während die Bedeutung der Vegetationsdecke auf den Feldern sehr schnell als Bollwerk gegen die Prädation erkannt wurde, konnte die Bedeutung der Nahrung anhand von Mathilde Tissiers Dissertation analysiert und bewertet werden. Die Arbeit im Labor wurde durch Gespräche mit den Landwirten bereichert, um die Anwendungen auf den Feldern zu testen. Diese Phase ist in der Tat wichtig, um die Machbarkeit der Anpflanzkombinationen sowie ihr wirtschaftliches Interesse in der Landwirtschaft zu bestimmen.
Zur Zeit testen mehrere Landwirte die kombinierten Kulturen in der Hamsterzone. Die für den Hamster grundsätzlich am vorteilhaftesten Kombinationen sind Weizen-Soja, Mais-Sonnenblume und Mais-Rettich.
Der zweite Teil behandelt die Entwicklung einer Prädationsschutzvorrichtung in Form eines Zweittunnels, der in die Wilddurchlässe eingefügt wird. Die Tests stellten deutlich Form und Durchmesser der für die Hamsterquerung am besten geeigneten Vorrichtung heraus (Maximierung der Nutzung der Vorrichtung): ein rundes Rohr (Simulation der Hamstergalerien), 10 cm Durchmesser, mit seitlichen Öffnungen alle 100 cm auf jeder Seite.
Die Beiträge der Dissertation eröffnen neue Lösungsansätze für die Erhaltung des Feldhamsters.
Agrarforschung, die sich mit der landwirtschaftlichen Vielfalt in Verbindung mit den Bedürfnissen des Feldhamsters beschäftigt, findet derzeit auf mehreren Parzellen der Hamsterzone und insbesondere in Zusammenarbeit mit den Landwirten der CUMA de la Plaine statt. Die LIFE Alister-Partner, darunter die elsässische Landwirtschaftskammer, verfolgen diese Tests mit größter Aufmerksamkeit. Die Arbeiten von Mathilde Tissier setzen sich im Rahmen einer anderen Dissertation fort, die von Florian Kletty verfasst werden wird.
Was die Gestaltung der Wilddurchlässe anbetrifft, ist die Installation der Vorrichtungen ein Instrument der Wiederverbindung der Feldhamsterlebensräume, auf das die lokalen Kommunen zugreifen können.
Im Namen des gesamten LIFE Alister-Teams vielen Dank an Mathilde für ihre Arbeit und ihre Motivation! Viel Erfolg bei Ihren künftigen Forschungen!