Von der Verhaltensstudie zur Gestaltung der T.A.P.
7 février 2019Das Verhalten der Tiere zu beobachten, ist unumgänglich. Einerseits, um zu verstehen, warum manche Anlagen nicht zweckdienlich sind und andererseits, um neue Lösungen auszuarbeiten. Wildtierpassagen sind im Elsass weit verbreitet, damit Tiere die Barrieren, die Straßen für sie darstellen, überwinden können. Durch das Beobachten dieser Anlagen erkannten die Forscher, dass sie für Kleintiere ungeeignet sind und eher eine Gefahrenquelle darstellen.
Tödliche Passagen
Wildtierpassagen können unterschiedlich groß sein. Manchmal handelt es sich dabei um Tunnel mit einer Spur für landwirtschaftliche Fahrzeuge. Durch das genauere Beobachten der Nutzung dieser Anlagen stellte sich heraus, dass sie von Kleintieren nur sehr wenig in Anspruch genommen werden. Große Passagen vermitteln diesen Tieren ein Gefühl der Bedrohung. Sie bevorzugen engere und kleinere Tunnel. Doch auch kleinere Passagen können manchmal zu einer tödlichen Falle werden, und zwar dann, wenn an den Ausgängen pfiffige Räuber (Katzen, Füchse…) auf ihre Beute, wie Feldhamster, aber auch Feldmäuse und andere Kleinsäugetiere, warten (Studie von J. Jumeau und Y. Handrich, CNRS-DREAL, 2013).
Eine leuchtende Idee
Wie kann man diesen kleinen Tieren helfen, die Passagen zu nutzen, ohne zur Beute zu werden? Die Idee bestand darin, eine Röhre zu konzipieren, die die bereits vorhandenen Wildtierpassagen ergänzt. In dieser TAP (Tube Anti Prédation, Anti-Raubtier-Röhre) können Kleintiere die Passagen durchqueren und sich dabei in Sicherheit fühlen, oder sie können sich bei Gefahr zumindest dort verstecken. Das war die Zielstellung der Arbeiten, die das Team von Yves Handrich im Rahmen des LIFE Alister-Projekts (M. Tissier, J. Jumeau & Y. Handrich, CNRS-DREA, Life ALISTER, 2013-2017) durchführten. Die Röhre ist in ihrer Größe auf die Bedürfnisse des Feldhamsters zugeschnitten und verfügt über seitliche Eingänge. Damit können diese Beutetiere beim Durchqueren einer Wildtierpassage jederzeit in der TAP Zuflucht finden.
Eine im Labor und im Freigehege getestete Anlage
Die T.A.P. wurde im Labor mit und ohne Konfrontation mit einem lebenden (sich bewegenden oder immobilen) Raubtier getestet. Sie wurde auch in einer Wildtierpassage getestet, deren beide Ausgänge vergittert sind. Die Feldhamster leben dort nahezu in Freiheit. Diese Situation ermöglicht es, die Hamster, die sich schnell wieder wie in freier Natur verhalten, in einer quasi realen Umgebung zu beobachten.
Welche Ergebnisse liegen heute aus diesen Tests vor?
Für die Feldhamster:
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In den „Hamstéroducs“ erhöht das Hinzufügen einer TAP die Durchlauf-Geschwindigkeit nicht wesentlich.
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In Gegenwart des Raubtiers benutzen die Hamster-Männchen die TAP häufiger, bei den Weibchen ist kein bedeutender Unterschied festzustellen.
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Die Reaktionen von Tieren, die schon an natürliche Bedingungen gewöhnt wurden, sind besser angepasst (Ergebnisse noch nicht veröffentlicht).
Für weitere Kleintiere
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Eine deutliche Erhöhung der Anzahl von Durchquerungen bei vorhandener TAP ergab sich nur für die großen Passagen
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Kleinsäugetiere verwenden gern die TAP, aber auch Hermeline und Wiesel.
Die Ergebnisse sind insgesamt aussagekräftig genug und das CNRS veröffentlicht deshalb folgende Empfehlungen:
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Die kostengünstigen und leicht zu wartenden TAP müssen in allen Wildtierpassagen der Hamstergebiete sowie in den Unterführungen auf landwirtschaftlichen Flächen installiert werden.
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Die Tests sind für andere Tierarten fortzusetzen, bevor über eine allgemeine Verwendung für alle Arten von Kleintierpassagen nachgedacht werden kann.
Die künftige Ausstattung von Wildtierpassagen in Hamstergebieten mit der TAP wird der DREAL Route (Direction Régionale de l’Environnement, de l’Aménagement et du Logement) im Rahmen des nächsten PNA (Plan National d’Actions, nationaler Aktionsplan) zum Schutz des Feldhamsters vorgeschlagen.