Der Feldhamster im Mittelpunkt eines umfassenden Konzepts zum Schutz der Kleinfauna im Flachland

2 avril 2019
 

Das wesentliche Ziel eines nationalen Aktionsplans (PNA, Plan National d’Actions) besteht darin, einen günstigen Erhaltungszustand für eine Tierart zu erreichen oder diesen aufrecht zu erhalten. Der Feldhamster wird gegenwärtig von der Europäischen Kommission immer noch als U2 eingestuft, d. h. als ernsthaft vom Aussterben bedrohte Tierart in Frankreich. Sein Schutz ist deshalb auch Ziel des kommenden zehnjährigen PNA, 2019-2028. Dieser neue Aktionsplan für den Erhalt des Feldhamsters basiert auf den zuvor im Rahmen des gerade abgeschlossenen PNA durchgeführten Arbeiten und den während des LIFE Alister -Programms gesammelten Erkenntnissen. Gespräch mit Eric Thouvenot, zuständig für geschützte Tierarten – Referent für Säugetiere, DREAL Grand Est, Moderator und Koordinator des PNA.

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Eine Verknüpfung aller Akteure auf dem Feldhamster-Gebiet

Die DREAL Grand Est bezog alle Akteure des LIFE Alister in die Gestaltung des neuen Konzepts ein. Ziel des neuen PNA ist es, auf einem Gebiet von 600 Hektar eine Population von 1500 Feldhamstern zu erreichen. Die Ergebnisse des LIFE (neue Kulturen, Bodenvegetation…) können nun auf einer größeren Ebene als der Parzelle umgesetzt werden, und zwar im gesamten Gebiet.  Der Schutz einer Tierart geht einher mit der Frage, wie sein Lebensraum genutzt wird.  Der neue PNA richtet sich an eine sehr breit gefasste Gruppe von Partnern. Alle Akteure der vom Rückgang des Feldhamsters betroffenen Gebiete arbeiten im Rahmen des neuen Aktionsplans zusammen.  Neben der Fortführung der bereits bestehenden Maßnahmen (Aufzucht, Stärkung der Populationen, Erforschen der biologischen Parameter der Tierart, Sensibilisierung,… ) werden die Partner nun auch darüber nachdenken, wie die Flächen von den verschiedenen Akteuren genutzt werden: Welche landwirtschaftlichen Praktiken und Urbanisierungstrends sind zu beachten; Wie kann das Habitat des Feldhamsters besser geschützt werden, und dies nicht nur auf Ebene von Parzellen, sondern in einem ganzen Gebiet?

5 Leitlinien und 22 Aktionen 

Die verschiedenen Aktivitäten, sowohl auf dem Terrain als auch im Bereich der biologischen Erforschung der Tierart, verteilen sich auf 5 Leitlinien und 22 Aktionen:

  • Leitlinie 1: Interdisziplinarität der Kenntnisse und der Aktionen zugunsten des Flachland-Ökosystems

  • Leitlinie 2: Kenntnisse über die Tierart und die Interaktion mit ihrem biologischen Milieu
  • Leitlinie 3: Schutz und Verbesserung des landwirtschaftlichen Habitats
  • Leitlinie 4: Schutz und Stärkung gefährdeter Populationen
  • Leitlinie 5: Informieren über die Tierart und die Herausforderungen für ihre Erhaltung

Die Leitlinien und Aktionen des neuen PNA werden im Wesentlichen von den operativen Akteuren des LIFE Alister (Landwirtschaftskammer Elsass, CNRS, ONCFS und GEPMA) gestaltet.

Weniger „Hamster-fokussiert“

Das LIFE-Programm hat auch die Notwendigkeit offenbart, bei der Arbeit zum Schutz des Feldhamsters die gesamte Biodiversität in Betracht zu ziehen. Die innovativen Kulturen haben sich bereits positiv auf die Bodenbiologie (Anzahl von Regenwürmern, Vorhandensein von Springschwänzen (Collembola) sowie auf das Vorkommen anderer Tierarten, wie die Feldlerche, ausgewirkt. Die in diesem Aktionsplan vorgeschlagenen Maßnahmen dürften nicht nur das Habitat des Feldhamsters weiter verbessern, sondern sollten gleichzeitig auch günstigere Bedingungen für alle in landwirtschaftlichen Bereichen der elsässischen Ebene angesiedelten Tierarten schaffen.  Das ist die Neuheit dieses PNA: Er ist weniger „Hamster-fokussiert“, sondern betrachtet mehr die Rolle des Feldhamsters als Schirmart sowie die gesamte Biodiversität im elsässischen Flachland.

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Die Ausweitung der Aktionen auf Europa

Im Februar 2019 organisierte das LIFE Alister einen Workshop in Brüssel, der den Teilnehmern die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit Akteuren anderer LIFE-Programme und komplementärer Schutzprogramme, wie Agrifaune, bot.  Das Fazit ist eindeutig: Der Schutz von Tierarten kann nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten gelingen. Die derzeitigen Partner des PNA wollen ein europäisches Programm zum Schutz des Feldhamsters fördern, denn die in diesem Kontext bestehenden Herausforderungen sind sowohl östlich als auch westlich des Rheins dieselben und die mit anderen Ländern Europas zu gestaltenden Aktionen ähneln sich. Die Problemstellungen weichen zwar manchmal ein wenig voneinander ab, die Lösungen zum Schutz des Feldhamster-Habitats, über den gesamten Fortpflanzungszyklus hinweg, decken sich jedoch. Der Feldhamster kann nur überleben, wenn es gelingt, ein für diese Tierart günstigeres Habitat zu schaffen, damit er den Winterschlaf übersteht und sich ausreichend fortpflanzen kann.

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