Abnahme der Hamsterzahl im Elsass, mögliche Antworten …
8 septembre 2016Am 19. April 2016 veröffentlichte das CNRS in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Amt für Jagd und Wildtiere (ONCFS) in „Nature Scientific Reports“ eine Studie* über intensiven Maisanbau und Klimawandel und deren Auswirkungen auf die Demographie des Feldhamsters (Cricetus cricetus).
Diese Studie ermittelt einen Verlust von mehr als 21 % der Körpermasse des Feldhamsters in weniger als einem Jahrhundert in der elsässischen Tiefebene.
Wie kann man einen so bedeutsamen Körpermassenverlust erklären?
Der Körpermassenverlust in einer Population kann auf zwei Weisen erklärt werden:
- die Tiere sind entweder immer mehr mager
- oder die Tiere leben immer weniger lang und die Population setzt sich zunehmend aus jungen und somit leichteren Tieren zusammen
Im Elsass, und wie sich die Situation auch darstellt, ist dies die Verschlechterung der Lebensumwelt der Hamster, die betroffen sein könnte.
Forscher haben in der Tat den Zusammenhang zwischen der Zunahme der Winterniederschläge (Folge des Klimawandels) und der Abnahme der Hamsterkörpermasse beim Erwachen aus dem Winterschlaf nachweisen können. Gleiches gilt für die Ausweitung der Mais-Monokultur in den letzten Jahrzehnten, die auch negative Auswirkungen auf die Körpermasse der Tiere hat.
Die Body-Mass-Kurven der aus dem Winterschlaf aufwachenden Hamster und jene der Variablen „Mais-Produktion und Mais-Anbaufläche“ des Vorjahres stehen in der Tat in negativer wechselseitiger Beziehung. In den Jahren, die auf solche mit hoher Maisproduktion folgen (z. B. 1993-1994 und 2012-2013), stellten die Forscher bei den Hamstern einen Verlust an Körpermasse fest.
(unter „Mais-Ertrag“ ist „Mais-Produktion und Mais-Anbaufläche“ zugleich zu verstehen)
Was können wir daraus schließen?
- die Zunahme der Mais-Monokultur auf großen Flächen verleitet das Tier dazu, nur Mais für die Winterperiode einzulagern. Dieser Mangel an Nahrungsvielfalt erlaubt es ihm nicht, im Frühjahr in einer guten körperlichen Verfassung zu sein.
- die Temperatur- und Bodenfeuchteunterschiede zwischen Maisparzellen (wo der Boden im Winter kahl gelassen wird) und kultivierten Flächen (z. B. Winterweizen, wo Kulturpflanzen während der gesamten Winterschlafzeit an Ort und Stelle vorhanden sind) bringen ungünstigere Bedingungen und einen größeren Körpermassenverlust bei den Hamstern mit sich.
- die Vermehrung der winterlichen Niederschlagsepisoden könnte wiederum den Verderb des im Bau gelagerten Futters bzw. eine Zunahme der vom Tier verspürten Kälte verursachen. Dieses müsste dann seine Körperwärme stärker erhöhen, was einen energieaufwendigen Prozess darstellt, der Abmagerung zur Folge haben kann, umso mehr bedeutsam, wenn es in seinem Bau keine essbare Nahrung mehr gibt.
Und welche Folgen für die Hamsterpopulation im Elsass?
Die Körpermasse der Tiere ist ein ausschlaggebender Faktor für die Fortpflanzung. Zu magere Tiere reproduzieren weniger gut, was unweigerlich eine Verminderung der Population nach sich ziehen würde.
Wie kann man dagegen tun?
Diese Beobachtung liefert eine sehr wichtige Information für das Verständnis der Ursachen des Verschwindens des Hamsters und bei der Suche nach dauerhaften Lösungen.
Die Ernährung ist ein unumgänglicher Schwerpunkt der Erhaltung der Tierart.
Das CNRS interessiert sich jetzt für die Mechanismen, die dabei helfen würden, diese Beobachtungen mehr im Detail zu erklären und sie vor Ort anhand von Tests zu bestätigen, durchgeführt in Abstimmung mit der Landwirtschaftskammer und den Landwirten.
Es geht um Tests mit den Mais ergänzenden Anbauten, wobei das Ziel darin besteht, zum Herausfinden der Kulturen zu gelangen, die von Interesse für den Hamster und von technisch-wirtschaftlichem Wert für den Landwirt sind. Was auf Zeit ermöglichen dürfte, die Hamsterpopulationen im Elsass zu erhöhen, und was auf sein ganzes, heute bedrohtes Verbreitungsgebiet ausgedehnt werden könnte.
* Tissier ML, Handrich Y, Robin JP, Weitten M, Pevet P, Kourkgy C, Habold C. (2016).
How maize monoculture and increasing winter rainfall have brought the hibernating European hamster to the verge of extinction. Scientific Reports, 2016 May 6;6:25531. doi: 10.1038/srep25531.
http://www.nature.com/articles/srep25531