Die Beobachtung ausgewilderter Feldhamster in Vorstadtgebieten
18 octobre 2017In der elsässischen Eurometropole gibt es seit Kurzem einige neue, nicht ganz gewöhnliche, Einwohner. Das CNRS ließ vor etwas mehr als einem Monat in Schiltigheim und Holtzheim mehrere Feldhamster frei. Die Lage ist kritisch, denn der natürliche Lebensraum dieses symbolträchtigen Nagers ist fast vollständig verschwunden. Nun gilt es, ein neues Habitat für die bedrohte Tierart zu finden, das eine Ansiedlung von Hamster-Populationen ermöglicht. Zu diesem Zweck wurden 40 Hamster-Weibchen an zwei verschiedenen Standorten im Umkreis der europäischen Hauptstadt verteilt. Die Studie wird gegenwärtig durchgeführt.
Eine völlig neue Herangehensweise
Diese Studie ist eine Premiere: Im Rahmen des LIFE Alister-Programms testen die Forscher des CNRS die Anpassungsfähigkeit des Feldhamsters, der normalerweise in ländlichen Gebieten beheimatet ist, an ein Milieu, das er nun zum ersten Mal entdeckt: die Stadt. Dafür wurde ein sehr genaues Beobachtungsprotokoll festgelegt. Die Hamster sind so präzise wie möglich zu zählen und zu lokalisieren.
Nachfolgend der typische Ablauf einer Beobachtungsrunde, die die Wissenschaftler vier Mal pro Woche durchführen.
Feldhamster werden bei Dämmerung aktiv. Deshalb begeben sich die Forscher gegen 18 Uhr auf das Terrain und beginnen dessen Erkundung: Sie suchen Quadratmeter für Quadratmeter über die gesamte Fläche der Beobachtungsstandorte und der Umgebungen nach Feldhamster-Höhlen ab. Jeder potentielle Hamsterbau wird dank eines GPS-Punktes räumlich lokalisiert.
Feldhamsterbaue sind viel größer als die Höhlen von Feldmäusen oder grauen Ratten und können nahezu vertikal herabfallen.
Drei Ortungssysteme für eine höhere Zuverlässigkeit
- Spurenfallen: ermöglichen das Erkennen des Vorhandenseins eines Feldhamsters in einem Bereich. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Spurenfallen leicht herzustellen und kostengünstig sind. So können vor jeder Höhle bei günstigen Wetterverhältnissen zwei Spurenfallen aufgestellt werden. In der Regel lassen die Wissenschaftler die Fallen mehr als 24 Stunden vor Ort. Wenn sie bei der Überprüfung der Fallen Spuren erkennen, ermitteln sie die dazugehörige Tierart dank eines Bestimmungsschlüssels. So können die Wissenschaftler die vor Ort gefundenen Spuren mit den Spuren, die ein Feldhamster hinterlassen müsste, vergleichen.
Beispiel für eine in Höhlennähe aufgestellte Spurenfalle. Die Falle besteht aus zwei weißen Papierblättern, auf denen die Spuren sichtbar werden. Zwischen diesen beiden Blättern liegt die Stempelfarbe, die die Pfoten der darüber laufenden Tiere einfärbt, sodass sie auf den weißen Blättern schwarze Abdrücke hinterlassen.
- Antennen. Das Kabel formt eine etwa 3 Meter lange Schlaufe und schafft damit ein Detektionsfeld. Die Antennen bleiben im Allgemeinen 4 Stunden vor einer Höhle installiert. Wenn sich ein Hamster zwischen den beiden Drähten der Antenne bewegt, wird er dank seines individuellen Mikrochips (RFID) identifiziert. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Hamster genau identifiziert werden können. Die Antennen sind jedoch kostspieliger und das Team verfügt nur über zwei Antennen.
Die Antenne ist mit dem schwarzen Gehäuse verbunden, das die Chip-Nummer des jeweiligen Hamsters anzeigt, wenn sich dieser zwischen den beiden Drähten der Schlaufe bewegt hat. Das schwarze Gehäuse wird über das grüne Gehäuse, in dem sich die Akkus befinden, mit Strom versorgt. Damit hat die Antenne eine Autonomie von zehn bis zwölf Stunden.
- Infrarot-Mikrokamera-System. Die Kameras werden vor den Höhlen aufgestellt und filmen 5 Stunden lang. Die Infrarot-LEDs ermöglichen gute Nachtaufnahmen. Bewegt sich ein Hamster vor einer Kamera, wird er gefilmt und kann möglicherweise dank der individuellen, an seinen Ohren befestigten Ringe identifiziert werden. Die Wissenschaftler verfügen über etwa zwanzig Kameras dieser Art und können damit gleichzeitig viele Höhlen beobachten.
Die Systeme bestehen aus akkubetriebenen Gehäusen. Mikrokamera und Infrarot-LEDs befinden sich auf einer rotierenden Fläche außerhalb des Gehäuses.
Die drei genannten Methoden werden gleichzeitig eingesetzt. Damit kann der Lebensraum der Feldhamster bestmöglich überwacht werden. Gegen Mitternacht sind alle Hamster in ihre Höhlen zurückgekehrt und für die Wissenschaftler ist es Zeit, das Material wieder abzubauen.
Beobachtung des Gesundheitszustandes der Tiere
Die Fallen sind groß genug für einen Feldhamster oder jedes andere Nagetier, das am Beobachtungsstandort vorkommen kann. Wenn die Fallen aufgestellt wurden, ist unbedingt regelmäßig zu überprüfen, ob ein Tier darin gefangen ist. Ist dies der Fall, ist schnell zu handeln.
Das Einfangen der Hamster erfolgt einmal pro Monat. Zu diesem Zweck werden ungefähr zwei Fallen pro Höhle aufgestellt. Köder mit Apfel- und Zwiebelstücken werden in den hinteren Teil der Fallen gelegt, um die Hamster anzulocken. Das Einfangen ermöglicht den Wissenschaftlern, die Identität der Hamster (dank der RFID-Chips) zu ermitteln, sie zu lokalisieren und ihren Gesundheitszustand durch Wiegen und Messen der Gliedmaßen zu überprüfen. Die Überprüfung erfolgt so schnell wie möglich und mit dem Ziel, das Tier so wenig wie möglich unter Stress zu setzen. Das Wohlergehen des Tieres steht immer im Mittelpunkt. Nach der Überprüfung werden die Hamster wieder freigelassen und kehren in ihre Höhlen zurück.
Das Überprüfen der Tiere erfolgt im Allgemeinen nachts und erfordert von den Forschern viel Konzentration. Nach ungefähr zehn Minuten werden die Tiere wieder freigelassen.
Die Beobachtung der Tiere ist von größter Bedeutung. Sie ermöglicht das Zusammenstellen einer maximalen Datenmenge, um die Sachdienlichkeit eines Versuchs zur Einführung der Tierart in Vorstadtgebieten zu beurteilen. Ergibt die Studie, dass diese Gebiete ein alternatives Habitat für den Feldhamster darstellen können, wäre dies ein neuer Weg, um die bedrohte Art zu retten. Hamster-Populationen könnten sich dort entwickeln und ausbreiten, um dann in ihren natürlichen Lebensraum zurückzukehren.
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